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Traumabindung: Den Kreislauf des Missbrauchs durchbrechen

Einleitung

Traumabindung bezieht sich auf eine psychologische Bindung, die zwischen einer missbrauchten Person und ihrem Täter entsteht. Sie tritt häufig in missbräuchlichen Beziehungen auf und schafft ein Muster aus abwechselndem Missbrauch und positiver Verstärkung. Diese Dynamik führt zu einem Kreislauf aus Hoffnung und Verzweiflung, der es für Opfer schwierig macht, die Beziehung zu verlassen.

Traumabindung verstehen

Dr. Patrick Carnes prägte 1997 den Begriff „Traumabindung“. Er beobachtete dieses Phänomen in verschiedenen Beziehungen, die von Machtungleichgewichten und Missbrauch geprägt waren. Traumabindung ist in häuslichen Gewaltsituationen weit verbreitet, kann aber auch in Sekten, im Sexhandel und im Krieg vorkommen.

Beitragende Faktoren

Mehrere Faktoren können zur Entwicklung einer Traumabindung beitragen:

  • Intermittierende Verstärkung: Täter können positive Verstärkung einsetzen, wie Zuneigung oder Geschenke, um gewünschtes Verhalten bei ihren Opfern zu belohnen. Diese intermittierende Verstärkung erzeugt ein Gefühl von Hoffnung und Verzweiflung, das es für Opfer schwierig macht, die Beziehung zu verlassen.

  • Emotionale Abhängigkeit: Opfer von Missbrauch können emotional von ihren Tätern abhängig werden, insbesondere wenn sie von Freunden und Familie isoliert sind. Diese emotionale Abhängigkeit kann es für Opfer schwierig machen, rationale Entscheidungen zu treffen und die Beziehung zu verlassen.

  • Überlebensmechanismus: Traumabindung kann als Bewältigungsmechanismus für Opfer dienen, um den Missbrauch zu bewältigen. Indem sie sich an ihren Täter binden, können sie ein Gefühl von Sicherheit und Schutz erfahren.

Stadien der Traumabindung

Während jede Traumabindung einzigartig ist, gibt es häufige Stadien, die oft auftreten:

  1. Love Bombing: Der Täter überschüttet das Opfer mit Zuneigung und Aufmerksamkeit.

  2. Vertrauen gewinnen: Der Täter ergreift Maßnahmen, um Vertrauen aufzubauen und das Opfer davon zu überzeugen, dass er vertrauenswürdig ist.

  3. Kritik: Der Täter beginnt, das Opfer zu kritisieren und gibt ihm oft die Schuld für den Missbrauch.

  4. Manipulation: Der Täter wendet Taktiken wie Gaslighting an, um das Opfer dazu zu bringen, zu glauben, dass der Missbrauch seine Schuld sei.

  5. Resignation: Das Opfer akzeptiert den Missbrauch und kommt möglicherweise sogar zu dem Schluss, dass er normal ist.

  6. Not: Das Opfer erlebt psychische Belastungen, einschließlich Depressionen, Angstzustände und Selbstmordgedanken.

  7. Wiederholung: Der Kreislauf des Missbrauchs wiederholt sich, wobei der Täter zum Love-Bombing zurückkehrt und das Vertrauen des Opfers wiedererlangt.

Auswirkungen der Traumabindung

Traumabindung kann schwere Folgen für Opfer haben, darunter:

  • Anhaltender Missbrauch: Er kann dazu führen, dass Opfer länger in missbräuchlichen Beziehungen bleiben, als sie es sonst tun würden.

  • Negative Selbstwahrnehmung: Opfer können ein geringes Selbstwertgefühl und Schuldgefühle entwickeln.

  • Emotionale Belastung: Traumabindung kann zu Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) führen.

  • Missbrauch zwischen Generationen: Opfer, die eine Traumabindung erlebt haben, neigen möglicherweise eher dazu, in Zukunft missbräuchliche Beziehungen einzugehen.

Die Traumabindung durchbrechen

Eine Traumabindung zu durchbrechen ist schwierig, aber mit der richtigen Unterstützung ist es möglich:

  • Sicherheitsplanung: Wenn Sie in unmittelbarer Gefahr sind, erstellen Sie einen Sicherheitsplan, um die missbräuchliche Situation sicher zu verlassen.

  • Therapie: Eine traumafokussierte Therapie kann Opfern helfen, die Dynamik der Traumabindung zu verstehen und Heilungsstrategien zu entwickeln.

  • Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen bieten Opfern einen sicheren Raum, um ihre Erfahrungen auszutauschen und emotionale Unterstützung zu erhalten.

  • Positives Selbstgespräch: Das Üben eines positiven Selbstgesprächs hilft Opfern, negative Überzeugungen in Frage zu stellen und ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen.

  • Selbstpflege: Die Teilnahme an Selbstpflegeaktivitäten kann Opfern helfen, emotional und körperlich zu heilen.

Schlussfolgerung

Traumabindung ist ein komplexes psychologisches Phänomen mit schwerwiegenden Folgen für Opfer von Missbrauch. Sie kann sie in einem Kreislauf aus Missbrauch und Abhängigkeit gefangen halten und es ihnen erschweren, sich zu befreien. Indem sie die Dynamik der Traumabindung verstehen, können Opfer Schritte unternehmen, um sich von dem erlittenen Trauma zu heilen und gesündere Beziehungen aufzubauen.

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