Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist ein neuroentwicklungszustand, der durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Sie betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene, obwohl sie üblicherweise während der Kindheit diagnostiziert wird.
Ende des 18. Jahrhunderts: Die ersten Verweise auf eine ADHS-ähnliche Störung tauchen in Lehrbüchern von Melchior Adam Weikard und Sir Alexander Crichton auf.
Frühes 20. Jahrhundert: Sir George Frederick Still beschreibt 1902 erstmals Kinder mit ADHS-Symptomen und bezieht sich auf sie als solche mit einem „abnormalen Mangel an moralischer Kontrolle“. Alfred F. Tredgold beschreibt 1908 „hochgradig schwachsinnige“ Kinder mit ADHS-ähnlichem Verhalten.
1937: Charles Bradley veröffentlicht eine Studie, die die Anwendung von Benzedrin (racemisches Amphetamin) bei Kindern mit Verhaltensproblemen beschreibt. Er entdeckt zufällig die Vorteile von Benzedrin bei der Verbesserung des Verhaltens und der schulischen Leistungen.
1952: Die erste Ausgabe des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM) wird von der American Psychiatric Association (APA) veröffentlicht, enthält jedoch keine ADHS-ähnliche Störung.
1956: Herbert Freed und Charles Peifer untersuchen die Anwendung von Thorazine (Chlorpromazin) bei „hyperkinetisch emotional gestörten Kindern“.
1957: Der Begriff „hyperkinetische Impulsstörung“ wird erstmals verwendet, um Kinder mit ADHS-Symptomen zu beschreiben.
1963: C. Keith Conners veröffentlicht eine Studie über die Auswirkungen von Ritalin (Methylphenidat) bei „emotional gestörten Kindern“.
1968: Die zweite Ausgabe des DSM (DSM-II) umfasst die Störungen hyperkinetischer Reaktion im Kindes- oder Jugendalter und das organische Gehirnsyndrom.
1970: Die Washington Post veröffentlicht eine Meldung, wonach 5 bis 10 % der Schulkinder in Omaha, Nebraska, Ritalin oder Dexedrin zur Verhaltenskontrolle erhalten. Das löst eine Kontroverse um die Diagnose ADHS und die Anwendung von Stimulanzien aus.
1980: Die dritte Ausgabe des DSM (DSM-III) enthält erstmals die Aufmerksamkeitsdefizitstörung, mit Untergruppen von ADS mit Hyperaktivität, ADS ohne Hyperaktivität und ADS-Resttyp.
1987: Die DSM-III-R (überarbeitete Ausgabe) ändert den Namen in Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), enthält aber keine Untergruppen.
1994: Die vierte Ausgabe des DSM (DSM-IV-TR) beschreibt drei Arten von ADHS: ADHS, kombinierter Typ; ADHS, überwiegend unaufmerksamer Typ; und ADHS, überwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ.
2013: Mit der Veröffentlichung des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorder, Fifth Edition“ (DSM-5) ändert sich das ADHS-Beginnkriterium, indem das Alter des Beginns der Symptome erhöht und die Anforderung, dass die Symptome eine Verschlechterung verursachen, entfällt.
1937: Benzedrin (racemisches Amphetamin)
1943: Desoxyn (Methamphetaminhydrochlorid)
1955: Ritalin (Methylphenidat)
1960: Adderall (gemischte Amphetamin/Dextroamphetaminsulfate)
1975: Cylert (Pemolin)
1976: Dextrostat (Dextroamphetamin), Dexedrin (Dextroamphetamin)
1982: Ritalin SR
1999: Metadate ER (Methylphenidat)
2000: Concerta (Methylphenidat), Methylin ER (Methylphenidat)
2001: Metadate CD (Methylphenidat), Focalin (Dexmethylphenidat), Adderall XR (gemischte Amphetaminsulfate)
2002: Ritalin LA, Methylin (Methylphenidat) Lösung zum Einnehmen und Kautablette, Strattera (Atomoxetin)
2005: Focalin XR (Dexmethylphenidat)
2006: Daytrana (Methylphenidat-Pflaster)
2007: Vyvanse (Lisdexamfetamindimesylat)
2008: Procentra (flüssiges Dextroamphetamin)
2009: Intuniv (Guanfacinhydrochlorid)
2010: Kapvay (Clonidinhydrochlorid)
2012: Quillivant XR (flüssiges Methylphenidat)
2015: Dyanavel XR (Amphetamin Retard-Suspension zum Einnehmen)
2016: Adzenys XR-ODT (Amphetamin-Oral-Zerfallstablette), Quillichew ER (kaubares Methylphenidat)
2017: Mydayis (dreifach beschichtete gemischte Amphetaminsulfate), Cotempla XR-ODT (Methylphenidat-Retardtabletten zum Einnehmen und Zerfallen im Mund)
2019: Jornay PM (Methylphenidat), Adhansia XR (Methylphenidat)
2021: Azstarys (Serdexmethylphenidat und Dexmethylphenidat), Qelbree (Viloxazin)
2022: Qelbree (Viloxazinextended-release Kapseln)
Das Verständnis von ADHS und seiner Behandlung hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Heute stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, um ADHS-Symptome zu behandeln, doch die Forschung untersucht weiterhin neue Behandlungen und ein tieferes Verständnis dieser Erkrankung.