Außerkörperliche Erfahrungen (AKE) sind Phänomene, bei denen Menschen das Gefühl haben, dass sich ihr Bewusstsein außerhalb ihres physischen Körpers befindet. Diese Erfahrungen reichen von kurzen Momenten des Schwebens über dem eigenen Körper bis hin zu langen Perioden körperloser Wahrnehmung. Obwohl AKE in der gesamten Geschichte und in allen Kulturen berichtet wurden, sind ihre Ursachen und Mechanismen noch nicht vollständig geklärt.
Ursachen von außerkörperlichen Erfahrungen
AKE können in zwei Haupttypen unterteilt werden: spontane und induzierte.
1. Spontane AKE:
a) Nahtoderfahrungen: AKE werden oft mit Nahtoderfahrungen in Verbindung gebracht, bei denen Menschen berichten, dass sie ihren Körper verlassen und ihre Umgebung von einem externen Standpunkt aus beobachten.
b) Schlaf: AKE treten häufig während Übergangsphasen des Schlafs auf, z. B. beim Einschlafen, Aufwachen und während der Schlafparalyse.
c) Medizinische Zustände: Bestimmte neurologische und psychische Erkrankungen, darunter Epilepsie, Migräne, Stimmungsstörungen, psychotische Störungen und dissoziative Störungen, wurden mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von AKE in Verbindung gebracht.
2. Induzierte AKE:
a) Chemische Substanzen: Halluzinogene und dissoziative Substanzen wie Ketamin, Marihuana und LSD können AKE hervorrufen. Bei manchen Menschen können auch Narkosen AKE auslösen.
b) Körperhaltung: Rückenlage und schnelle Änderungen der Körperhaltung können bei anfälligen Personen AKE fördern.
c) Starke G-Kräfte: Piloten und Astronauten können AKE durch Gravitationskräfte erfahren, die die Durchblutung des Gehirns beeinflussen.
d) Intentionale Techniken: Manche Menschen induzieren AKE absichtlich durch Praktiken wie Meditation, luzides Träumen und sensorischer Deprivation.
Die Forschung deutet darauf hin, dass AKE mit Störungen in verschiedenen Sinnessystemen und Hirnregionen verbunden sein können.
1. Dysfunktion des Vestibularsystems: Fehlfunktionen des Vestibularsystems, das für Gleichgewicht und räumliche Orientierung verantwortlich ist, können zu AKE beitragen. Störungen im Vestibularsystem können zu einer Trennung zwischen dem Selbstgefühl des Gehirns und seinem physischen Körper führen.
2. Beteiligung von Temporo-Parietal Junction (TPJ): Die TPJ ist eine Hirnregion, die an der Selbstwahrnehmung und der körperlichen Integration beteiligt ist. Störungen bei der Integration multisensorischer Informationen in der TPJ wurden mit AKE in Verbindung gebracht. Wenn die TPJ gestört wird, kann dies zu einem Gefühl der Loslösung vom eigenen Körper und einem Gefühl der Entkörperung führen.
3. Bildgebende Verfahren des Gehirns: Neuroimaging-Studien haben gezeigt, dass AKE mit erhöhter Aktivität in bestimmten Hirnregionen verbunden sind, darunter der präfrontale Kortex, der parietale Kortex und die Schläfenlappen. Diese Regionen sind an Selbstbewusstsein, räumlicher Verarbeitung und Gedächtnis beteiligt.
Obwohl AKE für manche Menschen faszinierend und transformativ sein können, ist es wichtig zu verstehen, dass sie auch mit zugrunde liegenden medizinischen oder psychologischen Zuständen verbunden sein können. Wenn Sie häufige oder belastende AKE erleben, ist es ratsam, einen Arzt für eine angemessene Beurteilung und Beratung zu konsultieren.