Die präoperationale Phase ist die zweite Phase in Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung. Sie erstreckt sich über das Alter von 2 bis 7 Jahren und ist durch die Entwicklung symbolischer Repräsentation, des Rollenspiels und des schnellen Spracherwerbs gekennzeichnet. Kinder, die sich in dieser Phase befinden, stehen jedoch vor Herausforderungen, was Egozentrismus und Erhaltung angeht.
Symbolische Repräsentation: Kinder beginnen damit, Symbole und Sprache zu verwenden, um Objekte, Ideen und Erfahrungen darzustellen. Sie können sich vorstellen, dass ein Objekt etwas anderes ist, und sich auf Rollenspiele einlassen.
Rollenspiele: Rollenspiele werden in dieser Phase sehr beliebt. Kinder spielen imaginäre Szenarien nach, übernehmen verschiedene Rollen und weisen Objekten und Handlungen symbolische Bedeutungen zu.
Egozentrismus: Egozentrisches Denken schränkt die Fähigkeit der Kinder ein, die Perspektiven anderer zu verstehen. Sie neigen dazu, die Welt nur aus ihrer eigenen Sicht zu sehen und haben Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen.
Zentrierung: Kinder konzentrieren sich auf einen einzigen Aspekt oder ein Merkmal eines Objekts oder einer Situation und vernachlässigen dabei andere relevante Informationen. Dies kann zu Missverständnissen und Schwierigkeiten bei der Problemlösung führen.
Irreversibilität: Kinder im präoperativen Alter haben kein Konzept von Umkehrbarkeit. Sie haben Schwierigkeiten zu verstehen, dass Handlungen rückgängig gemacht werden können oder dass Dinge transformiert und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden können.
Piaget unterteilte die präoperationale Phase weiter in zwei Unterphasen:
Präkonzeptuelles Denken (Alter 2-4): Kinder beginnen damit, Symbole zu verwenden, um Objekte und Erfahrungen darzustellen. Ihr Denken wird von Wahrnehmung und Intuition dominiert, und sie können mit grundlegenden Schlussfolgerungen zu kämpfen haben.
Intuitives Denken (Alter 4-7): Kinder werden in ihrem Denken logischer und können einfache Ursache-Wirkungs-Beziehungen verstehen. Sie haben jedoch immer noch Schwierigkeiten mit konkreter Logik und können Dinge nicht aus mehreren Perspektiven betrachten.
Experimente zum Bereich Erhaltung und Egozentrismus
Piagets Experimente, wie die Drei-Berge-Aufgabe und Experimente zum Bereich Erhaltung, zielten darauf ab, den Egozentrismus von Kindern und den Mangel an Erhaltung zu demonstrieren. Diese Experimente zeigten, dass Kinder Schwierigkeiten hatten, die Perspektiven anderer zu verstehen und anzuerkennen, dass bestimmte Eigenschaften von Objekten gleich bleiben, obwohl sich ihr Aussehen ändert.
Piagets Theorie war zwar einflussreich, wurde aber auch kritisiert. Einige Forscher argumentieren, dass er die Fähigkeiten von Kindern unterschätzt hat und dass Egozentrismus und Mangel an Erhaltung je nach Kontext und Kultur variieren können.
Während der präoperationalen Phase erleben Kinder ein erhebliches kognitives Wachstum und erreichen mehrere Entwicklungsmeilensteine, darunter:
Sprachentwicklung: Der Wortschatz von Kindern erweitert sich schnell und sie verwenden Sprache, um Gedanken, Ideen und Emotionen auszudrücken. Sie führen einfache Gespräche und stellen viele Fragen.
Aufkommen von Phantasie: Die Vorstellungskraft von Kindern blüht durch Rollenspiele auf. Sie schaffen imaginäre Szenarien, erfinden Geschichten und Charaktere.
Entwicklung sozialer Fähigkeiten: Kinder beginnen, mit Gleichaltrigen zu interagieren, Freundschaften zu schließen und zu lernen, zusammenzuarbeiten, zu teilen und sich abzuwechseln.
Zeitverständnis: Sie beginnen, das Konzept der Zeit zu verstehen und entwickeln ein Gefühl für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie können lernen, die Uhr zu lesen und die Abfolge von Ereignissen zu verstehen.
Die präoperationale Phase ist eine entscheidende Phase der kognitiven Entwicklung, die durch ein schnelles Wachstum und Veränderungen im Denken von Kindern gekennzeichnet ist. Während Egozentrismus und Mangel an Erhaltung Herausforderungen darstellen, entwickeln Kinder auch symbolische Repräsentation, Rollenspiele und Sprachfähigkeiten und legen so den Grundstein für eine weitere kognitive Entwicklung.