Phase 2: Autonomie gegen Scham und Zweifel
Altersbereich: 18 Monate bis 3 Jahre
Schlüsselfrage: „Kann ich Dinge selbst tun, oder bin ich von der Hilfe anderer abhängig?“
Gewonnene Tugend: Wille
Erik Eriksons Theorie der psychosozialen Entwicklung beschreibt acht verschiedene Phasen, die der Mensch vom Säuglingsalter bis zum Erwachsenenalter durchläuft. Während der zweiten Phase, die als Autonomie gegen Scham und Zweifel bekannt ist, entwickeln Kinder ein Gefühl von Selbstbeherrschung und Unabhängigkeit. Diese Phase legt den Grundstein für ein gesundes Selbstwertgefühl und Entscheidungsfähigkeiten.
Autonomie bezieht sich auf die Fähigkeit, unabhängig zu handeln und Entscheidungen zu treffen. Sie beinhaltet die Entwicklung von Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und einem Gefühl persönlicher Kontrolle. In dieser Phase versuchen Kinder, ihre Unabhängigkeit zu behaupten, indem sie Aufgaben selbst erledigen, wie z. B. sich selbst zu füttern, sich anzuziehen und ihre Umgebung zu erkunden.
Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der Autonomie ihrer Kinder. Indem Eltern ihrem Kind die Möglichkeit zum freien Spiel geben, dem Kind erlauben, innerhalb sicherer Grenzen Entscheidungen zu treffen, und es ermutigen, aus seinen Fehlern zu lernen, können Eltern dem Kind helfen, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit zu entwickeln.
Wenn die Autonomiebestrebungen von Kindern stets auf Kritik, Missbilligung oder Kontrolle stoßen, entwickeln sie möglicherweise Gefühle von Scham und Zweifel. Sie verinnerlichen möglicherweise den Gedanken, dass sie unfähig oder unwürdig sind. Dies kann zu niedrigem Selbstwertgefühl, Selbstkritik und mangelndem Selbstvertrauen führen.
Chronische Scham und Zweifel können nachhaltige Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes haben. Sie können zu mangelnder Initiative, Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung und der Vermeidung neuer Herausforderungen führen. In schweren Fällen kann dies zu psychischen Problemen wie Depressionen und Angstzuständen beitragen.
Um eine gesunde Entwicklung während dieser Phase zu fördern, können Eltern:
Möglichkeiten zur Unabhängigkeit bieten: Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen und selbstständig zu spielen.
Unterstützung und Ermutigung bieten: Loben und ermutigen Sie das Kind beim Lernen und Wachsen. Vermeiden Sie Kritik und negative Kommentare.
Die Autonomie des Kindes respektieren: Erlauben Sie dem Kind, Fehler zu machen und aus seinen Erfahrungen zu lernen. Vermeiden Sie übermäßige Kontrolle oder Mikromanagement.
Autonomie vorleben: Zeigen Sie in Ihrem eigenen Leben Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Kinder lernen durch die Beobachtung der Erwachsenen in ihrem Leben.
Scham und Kritik vermeiden: Konzentrieren Sie sich darauf, dem Kind etwas beizubringen und es anzuleiten, anstatt es für sein Handeln zu kritisieren oder zu beschämen.
Wenn Sie mit Schamgefühlen aus Kindheitserfahrungen zu kämpfen haben, ziehen Sie die folgenden Strategien in Betracht:
Anerkennen und bestätigen Sie Ihre Gefühle: Das Erkennen und Akzeptieren Ihrer Emotionen ist der erste Schritt zur Heilung. Erlauben Sie sich, Scham ohne Urteil zu empfinden.
Identifizieren Sie Auslöser: Achten Sie auf Situationen oder Umstände, die Schamgefühle auslösen. Wenn Sie Ihre Auslöser verstehen, können Sie Bewältigungsmechanismen entwickeln.
Suchen Sie sich Unterstützung: Sprechen Sie mit einem vertrauenswürdigen Freund, Familienmitglied oder einer psychiatrischen Fachkraft. Wenn Sie Ihre Erfahrungen teilen, können Sie Scham bearbeiten und überwinden.
Üben Sie Selbstmitgefühl: Seien Sie freundlich und verständnisvoll sich selbst gegenüber. Verzeihen Sie sich Fehler in der Vergangenheit und konzentrieren Sie sich auf persönliches Wachstum.
Die Phase der Autonomie gegen Scham und Zweifel ist eine kritische Zeit in der psychosozialen Entwicklung eines Kindes. Indem sie Autonomie fördern und Scham minimieren, können Eltern ihrem Kind helfen, ein positives Gefühl von Selbstkontrolle, Selbstvertrauen und Unabhängigkeit zu entwickeln. Um Scham im Erwachsenenalter zu überwinden, bedarf es Selbsterkenntnis, Unterstützung und der Bereitschaft zum persönlichen Wachstum.