Der Bystander-Effekt, auch bekannt als Zuschauer-Apathie, Zuschauer-Intervention oder Genovese-Syndrom, tritt auf, wenn Einzelpersonen jemandem in Not nicht helfen, wenn andere anwesend sind. Dieses Phänomen wird beobachtet, wenn die Anzahl potenzieller Helfer zunimmt, was zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit führt, dass eine Einzelperson Maßnahmen ergreift.
Verteilung der Verantwortung: Wenn mehrere Personen einen Notfall miterleben, gehen sie möglicherweise davon aus, dass jemand anderes Maßnahmen ergreift, was zu Untätigkeit aller führt, was durch die Anwesenheit anderer Zuschauer gefördert wird.
Pluralistische Unwissenheit: Einzelpersonen können glauben, dass andere die Situation anders wahrnehmen und keine Hilfe benötigen. Dies ist üblich, wenn andere Zuschauer ruhig oder passiv erscheinen.
Unklarheit der Situation: Wenn die Art eines Notfalls unklar ist, zögern Einzelpersonen möglicherweise, aufgrund von Unsicherheit einzugreifen.
Angst vor Bewertung: Die Angst, von anderen negativ beurteilt zu werden oder dumm zu wirken, kann Einzelpersonen davon abhalten, einzugreifen.
Angst vor Personenschäden: Die Angst, Ziel einer Straftat zu werden oder sich einer Vergeltung stellen zu müssen, kann Einzelpersonen davon abhalten, Maßnahmen zu ergreifen.
Mangel an Fähigkeiten oder Ausbildung: Einzelpersonen, denen die notwendigen Fähigkeiten fehlen oder die sich nicht bereit fühlen, Hilfe zu leisten, greifen möglicherweise seltener ein.
Der Mord an Kitty Genovese: Im Jahr 1964 wurde Kitty Genovese in New York City brutal angegriffen und ermordet. Obwohl sie ihre Hilferufe hörten, unternahmen 38 Zuschauer nichts, um einzugreifen oder die Polizei zu rufen. Dieses Ereignis lenkte die Aufmerksamkeit auf den Bystander-Effekt.
Das Ertrinken von Kevin Berthia: Im Jahr 1999 ertrank der 6-jährige Kevin Berthia in Israel, während eine Menschenmenge zusah. Niemand griff ein, um ihm zu helfen, obwohl sie sich seines Kampfes bewusst waren. Dieser Vorfall verstärkte die Vorstellung von Zuschauer-Apathie.
Der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes: Im Jahr 2013 starben über 1.100 Textilarbeiter, als das Rana-Plaza-Gebäude in Bangladesch einstürzte. Zahlreiche Arbeiter waren Zeugen der strukturellen Schäden am Gebäude und meldeten Bedenken an, doch die Geschäftsleitung und die Behörden unternahmen nichts, was zu einer verheerenden Katastrophe führte.
Öffentliche Aufklärung und Sensibilisierungskampagnen: Die Aufklärung der Öffentlichkeit über den Bystander-Effekt und seine Folgen kann das Bewusstsein schärfen und Einzelpersonen ermutigen, in Notfällen Maßnahmen zu ergreifen.
Trainingsprogramme für Bystander: Trainingsprogramme für Bystander können Einzelpersonen das Wissen, die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen vermitteln, um in Notfallsituationen effektiv einzugreifen.
Förderung aktiver Bystandership: Die Förderung einer Kultur der aktiven Bystandership, in der sich Einzelpersonen dazu ermächtigt fühlen, Maßnahmen zu ergreifen, kann dazu beitragen, die Verteilung der Verantwortung und Apathie zu überwinden.
Schaffung eines unterstützenden sozialen Umfelds: Die Förderung eines unterstützenden Umfelds, in dem Einzelpersonen sich wohl fühlen, Hilfe zu suchen und anzubieten, kann die Intervention von Zuschauern fördern.
Der Bystander-Effekt stellt in Notfallsituationen eine große Herausforderung dar, aber es ist möglich, dieses Phänomen durch öffentliche Aufklärungskampagnen, Trainingsprogramme für Bystander und die Förderung aktiver Bystandership zu überwinden. Durch das Verständnis der Faktoren, die zum Bystander-Effekt beitragen, und die Umsetzung von Strategien zu deren Bekämpfung können Gemeinschaften reaktionsfähiger und unterstützender werden, was letztendlich Leben rettet und Tragödien verhindert.