Die Geschlechterrollenschematheorie, die 1981 von der Psychologin Sandra Bem vorgestellt wurde, besagt, dass Kinder schon in jungen Jahren aus der Kultur, die sie umgibt, lernen, welche Rollen Männer und Frauen zukommen. Demnach gleichen Kinder ihr Verhalten schon früh in ihrer sozialen Entwicklung den Geschlechterrollen, die in ihrer Kultur vorherrschen, an.
Schwerpunkte:
- Geschlechterrollenschematheorie: Diese Theorie besagt, dass unser Geschlechterverständnis (unsere Schemata) durch die Kulturen geformt wird, in denen wir leben.
- Kulturelle Einflüsse:
- Erwartungen an Geschlechterrollen: Kulturen legen fest, welches Verhalten bei Männern und Frauen erwartet wird, z. B. Fürsorge bei Frauen und beruflicher Erfolg bei Männern.
- Wert und Potenzial: Die Kultur beeinflusst, wie Individuen geschätzt werden und wie groß ihr wahrgenommenes Potenzial ist.
- Offensichtliche und subtile Einflüsse: Kulturelle Einflüsse können offensichtlich oder subtil sein und wirken sich auf die Entwicklung des Geschlechtsrollenschemas aus.
- Folgen einer Abweichung: Wer sich nicht an kulturelle Normen hält, z. B. Frauen, die Karriere machen, oder Männer, die Hausmänner sind, kann mit gesellschaftlicher Missbilligung und dem Druck, sich anzupassen, rechnen.
Kategorien der Geschlechterrollenschematheorie:
- Geschlechtstypisiert: Identifizieren sich mit ihrem Geschlecht und verarbeiten Informationen anhand dieses Geschlechtsschemas.
- Geschlechtsübergreifend: Verarbeiten Informationen anhand des Geschlechts, das dem eigenen entgegengesetzt ist.
- Androgyn: Zeigen sowohl männliches als auch weibliches Denken.
- Undifferenziert: Zeigen keine einheitlichen Muster geschlechtstypisierter Verarbeitung.
Unterschiede zwischen geschlechtsrollenkonformen und geschlechtsrollenschemakonformen Personen:
- Geschlechtsrollenkonform: Sehen die Welt aus einer geschlechtsspezifischen Perspektive und richten ihr Verhalten entsprechend aus.
- Geschlechtsrollenschemakonform: Betonen nicht ihr Geschlecht, was zu einer weniger geschlechtsspezifischen Perspektive führt.
Ursprung und Kritik:
- Bems Überzeugung: Geschlechterrollenschemata schränken Individuen und die Gesellschaft ein, und Kinder ohne diese Beschränkungen aufzuziehen, führt zu größerer Freiheit.
- Kritik: Kritiker argumentieren, dass Bem Individuen als in ihrer Schemaentwicklung passiv darstellte und die komplexen Kräfte übersah, die zur Geschlechterkonstruktion beitragen.
Bems Sex-Role Inventory (BSRI):
- Das BRSI, das 1974 von Bem entwickelt wurde, ist ein weit verbreitetes psychologisches Bewertungsinstrument.
- Es besteht aus 60 Wörtern, die männlich, weiblich oder geschlechtsneutral sind.
- Individuen bewerten, wie sehr sie sich mit den einzelnen Merkmalen identifizieren, wodurch ein Kontinuum von männlichen über weibliche bis hin zu androgynen Merkmalen entsteht.
Schlussfolgerung:
Die Geschlechterrollenschematheorie hat unser Verständnis davon, wie Geschlechtererwartungen sozial und kulturell konstruiert werden, maßgeblich beeinflusst. Sie dient Forschern weiterhin als Grundlage, um Diskriminierung, Stereotypisierung, marginalisierte Bevölkerungsgruppen und psychische Gesundheit zu untersuchen. Das Verständnis darüber, wie Geschlechtsrollenschemata entstehen, kann Individuen dabei helfen, zu erkennen, wie ihre Überzeugungen ihr Verhalten und ihre Interaktionen mit der Welt beeinflussen.