Die sensomotorische Phase, die sich von der Geburt bis zum Alter von etwa zwei Jahren erstreckt, markiert das erste Kapitel der kognitiven Entwicklung eines Kindes. Es ist eine bemerkenswerte Zeit, die von schnellem Wachstum und Wandel geprägt ist, während Säuglinge ihre Welt durch ihre Sinne und ihre motorischen Fähigkeiten erkunden.
Innerhalb Jean Piagets umfassender Theorie der kognitiven Entwicklung nimmt die sensomotorische Phase eine zentrale Stellung ein. Piaget postulierte, dass Kinder ihr Wissen und Verständnis der Welt aktiv durch Interaktionen mit ihrer Umwelt aufbauen. Dieser interaktive Lernansatz prägt die besonderen Merkmale dieser Entwicklungsstufe.
Sensorische Erkundung: Säuglinge sind mit einer angeborenen Neugier und einem unstillbaren Verlangen ausgestattet, ihre Umgebung zu erforschen. Sie nutzen ihre Sinne - Tasten, Schmecken, Riechen und Hören - um Informationen über Objekte und ihre Eigenschaften zu sammeln.
Entwicklung der motorischen Fähigkeiten: In dieser Phase sind bemerkenswerte Fortschritte in den motorischen Fähigkeiten zu verzeichnen. Säuglinge gehen von reflexartigen Bewegungen zu kontrollierten Handlungen über, wie z. B. Rollen, Krabbeln und schließlich die ersten Schritte.
Das Rätsel der Objektpermanenz: Anfangs haben Säuglinge Schwierigkeiten mit dem Konzept der Objektpermanenz und glauben, dass Objekte aufhören zu existieren, wenn sie außer Sichtweite sind. Allmählich entwickeln sie ein Verständnis dafür, dass Objekte auch dann weiter existieren, wenn sie versteckt sind.
Nachahmung: Ein Fenster zum sozialen Lernen: Säuglinge zeigen eine wachsende Neigung, die Handlungen anderer zu imitieren. Durch das Beobachten und Nachahmen ihrer Bezugspersonen nehmen sie wertvolle Lektionen über soziale Interaktionen und angemessenes Verhalten auf.
Ursache und Wirkung: Die Verknüpfung von Handlungen entdecken: Säuglinge beginnen, die Beziehung zwischen ihren Handlungen und deren Folgen zu verstehen. Sie lernen, dass bestimmte Handlungen zu vorhersehbaren Ergebnissen führen, wodurch ihr Verständnis von Ursache und Wirkung gefördert wird.
Problemlösung: Förderung früher kognitiver Fähigkeiten: Wenn Kinder mit ihrer Umgebung vertrauter werden, stoßen sie auf einfache Probleme, die kreative Lösungen erfordern. Dieser Prozess der Problemlösung stimuliert die kognitive Entwicklung und fördert das Aufkommen kritischer Denkfähigkeiten.
Piaget unterteilte die sensomotorische Phase weiter in sechs verschiedene Unterstufen, die jeweils durch einzigartige Entwicklungsmeilensteine gekennzeichnet sind:
Reflexartige Aktionen (Geburt bis 1 Monat): Säuglinge verlassen sich auf angeborene Reflexe wie Saugen, Greifen und Wurzelbildung, um mit ihrer Umgebung zu interagieren.
Primäre zirkuläre Reaktionen (1 bis 4 Monate): Säuglinge führen repetitive Handlungen aus, die sich um ihren eigenen Körper drehen, wie z. B. am Daumen lutschen oder eine Rassel schütteln.
Sekundäre zirkuläre Reaktionen (4 bis 8 Monate): Säuglinge erweitern ihre Interaktionen auf Objekte in ihrer Umgebung und wiederholen Handlungen mit ihnen, um ihre Auswirkungen zu beobachten.
Koordinierung von Reaktionen (8 bis 12 Monate): Säuglinge zeigen eine verbesserte Koordination ihrer Handlungen und kombinieren verschiedene Bewegungen, um bestimmte Ziele zu erreichen.
Tertiäre zirkuläre Reaktionen (12 bis 18 Monate): Säuglinge zeigen einen experimentelleren Ansatz, wobei sie Objekte aktiv manipulieren und verschiedene Aktionen ausprobieren, um ihre Ergebnisse zu beobachten.
Frühes repräsentatives Denken (18 bis 24 Monate): Säuglinge beginnen, grundlegende mentale Repräsentationen von Objekten und Handlungen zu entwickeln, wodurch sie in der Lage sind, sich in Fantasiespiele zu vertiefen und Verhaltensweisen zu imitieren, die sie beobachtet haben.
Eltern und Bezugspersonen spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der sensomotorischen Entwicklung eines Kindes. Durch die Bereitstellung von Möglichkeiten zur Erkundung, sensorischen Stimulation und Ermutigung können sie die natürliche Neugier und den Lernprozess eines Kindes fördern.
Die sensomotorische Phase ist eine faszinierende Phase der kognitiven Entwicklung eines Kindes, die durch schnelles Wachstum, sensorische Erkundung und den Erwerb grundlegender motorischer Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Durch aktives Engagement mit ihrer Umwelt konstruieren Säuglinge ihr Verständnis der Welt und schaffen so die Grundlage für zukünftige kognitive Leistungen.