Das Little-Albert-Experiment, ein Meilenstein des Behaviorismus, das von John B. Watson und Rosalie Rayner durchgeführt wurde, veranschaulicht den tiefgreifenden Einfluss der klassischen Konditionierung auf die Gestaltung emotionaler Reaktionen. Dieses Experiment untersucht die Feinheiten, wie neutrale Reize durch wiederholte Assoziation mit unkonditionierten Reizen eine Bedeutung erlangen und zu konditionierten Reaktionen führen können.
Methodik:
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Teilnehmer: Der Proband war ein 9 Monate altes Kleinkind namens Albert B. oder Little Albert, das aufgrund seiner anfänglich fehlenden Angstreaktion auf verschiedene Objekte ausgewählt wurde.
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Reize:
- Neutraler Reiz: Eine weiße Ratte, die Little Albert anfangs als nicht bedrohlich empfand.
- Unkonditionierter Reiz: Ein lauter, scheppernder Ton, der durch Schlagen eines Metallrohrs mit einem Hammer erzeugt wurde und bei Little Albert auf natürliche Weise eine Angstreaktion hervorrief.
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Konditionierter Reiz: Die weiße Ratte, nach systematischer Kopplung mit dem lauten Geräusch.
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Verfahren:
- Die Forscher setzten Little Albert zunächst der weißen Ratte aus und beobachteten seine Reaktionen. Anfangs zeigte er weder Angst noch Abneigung gegenüber der Ratte.
- In späteren Sitzungen wurde die weiße Ratte konsequent in unmittelbarer Nähe des lauten Geräuschs präsentiert, wodurch eine Assoziation zwischen den beiden Reizen hergestellt wurde.
- Im Laufe der Zeit begann Little Albert, die weiße Ratte mit dem unangenehmen Geräusch zu assoziieren, und entwickelte allmählich eine Angstreaktion gegenüber der Ratte, selbst in deren Abwesenheit.
Ergebnisse:
- Little Alberts Angstreaktion auf die weiße Ratte zeigte die erfolgreiche klassische Konditionierung einer emotionalen Reaktion.
- Die Angstreaktion verallgemeinerte sich auf andere weiße, pelzige Objekte, ein Phänomen, das als Reizgeneralisierung bekannt ist.
Mechanismus der klassischen Konditionierung:
Die klassische Konditionierung, ein grundlegendes Prinzip der Psychologie, basiert auf der Prämisse, dass emotionale Reaktionen durch Assoziationen zwischen neutralen Reizen und unkonditionierten Reizen erlernt werden können. Im Fall von Little Albert wurde der neutrale Reiz (weiße Ratte) durch wiederholte Paarung mit dem unkonditionierten Reiz (lautes Geräusch) assoziiert. Diese Assoziation führte dazu, dass die weiße Ratte (nun der konditionierte Reiz) bei Little Albert eine konditionierte Angstreaktion hervorrief.
Ethische Überlegungen:
- Das Little-Albert-Experiment wurde wegen seines Mangels an objektiven Bewertungsinstrumenten kritisiert, da es sich hauptsächlich auf subjektive Interpretationen von Alberts Reaktionen stützte.
- Es wurden ethische Bedenken hinsichtlich des möglichen psychologischen Schadens geäußert, der Little Albert durch die Hervorrufung einer Angstreaktion zugefügt wurde, die über die Dauer des Experiments hinaus anhielt.
Aufdeckung von Little Alberts Identität:
- Die wahre Identität von Little Albert blieb jahrzehntelang ein Rätsel, bis der Psychologe Hall P. Beck und seine Kollegen umfangreiche Nachforschungen anstellten, um ihn als Douglas Merritte zu identifizieren.
- Tragischerweise verstarb Merritte in früher Kindheit an einem Hydrozephalus, der nichts mit dem Experiment zu tun hatte.
- In jüngster Zeit wurden Debatten geführt, in denen die Genauigkeit von Becks Erkenntnissen in Frage gestellt wurde und vorgeschlagen wurde, dass ein anderer potenzieller Kandidat, William Barger, der echte Little Albert gewesen sein könnte.
Vermächtnis und Wirkung:
- Das Little-Albert-Experiment ist nach wie vor ein Eckpfeiler der Psychologie, das die Prinzipien der klassischen Konditionierung und der Reizgeneralisierung veranschaulicht.
- Es hebt auch die ethischen Implikationen psychologischer Forschung und die Bedeutung einer informierten Zustimmung sowie einer sorgfältigen Abwägung potenzieller Schäden für die Teilnehmer hervor.